Es gibt Comics, die altern nicht so gut. Sei es, weil sie hinsichtlich der Produktion oder aufgrund ihrer Machart, ich denke da speziell an die Zeichnungen, irgendwann einfach keine gute Figur mehr abgeben. Oder sei es, weil der dem Inhalt zugrundeliegende Zeitgeist mittlerweile derart überholt ist, dass man nicht einmal mehr die Nostalgie-Keule schwingen kann. Dann wiederum gibt es Comics, die altern gut, etwa weil die genannten Punkte nicht zutreffen. Und es gibt sogar auch welche, die altern so gut, dass man kaum glauben kann, dass bereits über 30 Jahre seit der ersten Veröffentlichung vergangen sind! Zur letzten Kategorie gehören ganz eindeutig auch die Comics rund um die schrägste und gelbste Familie der Welt: die Simpsons. Panini bringt die Hefte von damals in neuer Auflage erneut auf den Markt. Einmal mehr als Hardcover-Buch. Der erste Band dieser Simpsons Comics Deluxe soll nachfolgend das Thema sein.
Dass die Simpsons ein Phänomen sind, wie es das in der Popkultur kein zweites Mal gibt, ist eine Binsenweisheit, die eigentlich nicht erwähnt werden müsste. In Sachen Folgen ist wohl nur noch Doctor Who umfangreicher, allerdings ist diese Serie auch noch mal ein gutes Vierteljahrhundert älter als die langlebigste Zeichentrickserie der Welt. Nur wenige Jahre, nachdem Homer, Marge, Lisa, Bart und Maggie auf den Mattscheiben rund um den Planeten auftauchten, erschienen natürlich auch die ersten Comics. Zu einer Zeichentrickserie auch Comics zu machen, das ist die abwegigste Überlegung ganz sicher nicht.
In den Spitzenzeiten gingen allein in Deutschland über 200tausend Exemplare pro Monat über die Ladentheken. Das sind Absätze, davon konnten wohl die allermeisten anderen Titel bestenfalls nur sehr kühn träumen. Die Comics waren unter Fans immer ein leidenschaftlich diskutiertes Thema. Einigen waren die Bildergeschichten als zu seicht, andere hingegen feierten sie dafür, noch subversiver zu sein als die Fernsehserie. Über die tatsächlichen Gründe kann man heute nur noch spekulieren, jedenfalls: Der US-Markt fing an zu bröckeln und irgendwann waren die Absatzzahlen der Heftchen auf einem Niveau angekommen, dass sich eine Weiterführung der Veröffentlichung nicht mehr lohnte. Mit Erscheinen von Heft 245, veröffentlicht am 17. Oktober 2018, gingen für die Simpsons in Comicform die Lichter aus. In Deutschland war mit Heft 248 am 12. Dezember des gleichen Jahres Feierabend. Zusätzliches Material sorgte hier für die Unterschiede in der fortlaufenden Nummerierung.
Dass Panini, welche anno dazumal die einstmals vom nicht mehr existierenden Dino-Verlag (Panini hatte sich Dino Anfang 2003 einverleibt) in Deutschland an den Start gebrachten Comics um die gelbste Familie der Welt als Hardcover-Band neu auflegt, ist nicht neu. Sammelbände aller Geschmacksrichtungen gab es in den zurückliegenden Jahren immer wieder mal. Bei den Simpsons Comics Deluxe wirbt Panini damit, dass die Inhalte überarbeitet wurden und nun chronologisch im edlen Deluxe-Format erhältlich sind. Endlich, wie der Verlag schreibt. Ob und inwiefern das ein Grund zum Jubeln ist, hängt wohl vor allem und ganz wesentlich davon ab, wie es um die bisherige Simpsons-Comicsammlung bestellt ist. Hat man diese in den vergangenen Jahren schon ordentlich gepflegt und befüllt, dann kann man diese neuerliche Auflage wohl im Buch- und Comichandel stehen lassen. An dem Umstand, dass seit Jahren kein neues Material mehr erscheint, hat sich nichts geändert. Fängt man allerdings erst an, weil man – aus welchen Gründen auch immer – bisher keine Comics der Simpsons sein Eigen nennt, sieht die Sache anders aus.
Die Geschichten, und damit komme ich zum ersten Absatz zurück, sehen heute noch klasse aus und sind vor allem heute noch sehr unterhaltsam und lesenswert. Und dabei spielt es keine besondere Rolle, ob Mr. Burns, im Versuch ein Verjüngungsmittel zu erlangen, einen monströs großen Homer erschafft – im Schlüpper mit Eingriff, versteht sich! Oder ob Bart eine schauerliche Story über einen Comicsammler erzählt (wie meta diese Geschichte doch ist …). Oder ob Marge ihrem Gatten auf die Schliche kommt, der angeblich eine Affäre hat – ausgerechnet mit Marges Schwester Selma. Oder Bartman und Radioactive Man sich mit nur allzu bekannten Außerirdischen auseinandersetzen. Oder gar, ob Barts Leben einmal mehr von Sideshow Bob bedroht wird …
Natürlich: Nicht jede der hier versammelten Storys ist ein absoluter Volltreffer. Aber seien wir mal ehrlich: Das ist in den über 30 Jahren der Fernsehserie auch oft genug der Fall gewesen. Interessante Randnotiz: Die Geschichten der Comics sind eigenständig und keine Nacherzählungen dessen, was in der Serie passierte. Dennoch wurde in beiden Medien in seltenen Fällen das gleiche Thema behandelt, etwa eine Parodie der TV-Serie 24.
Das Hardcover-Buch wirkt sehr wertig. Allerdings darf man das von einem Buch mit dem nicht gerade günstigen Preis von 39 Euro für rund 260 Seiten wohl auch erwarten. Der Preis, könnte ich mir vorstellen, ist möglicherweise auch ein Showstopper. Der Umfang passt so weit, auch wenn ich mir vielleicht noch den ein oder anderen redaktionellen Beitrag gewünscht hätte, um den Eindruck von altem Wein in neuen Schläuchen zu reduzieren. Am eigentlichen Inhalt gibt es jedoch nichts zu meckern. Die Simpsons in Comicform machen auch im Jahr 2025 noch so viel Spaß, wie 1993 bzw. 1994, als sie erstmals veröffentlicht worden sind. Ich kenne die dahinterliegende Kalkulation seitens Panini nicht, aber rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen: Zehn Euro weniger hätten es auch getan. Diejenigen aber, für die der Preis in Ordnung ist, bekommen hier eine ordentliche Portion Simpsons, die glücklich macht.

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