Laut, leise, euphorisch, melancholisch und noch so viel mehr: Platz von Jenny Thiele
© Tom Hagemeyer

Laut, leise, euphorisch, melancholisch und noch so viel mehr: Platz von Jenny Thiele

Wann ist es Dir zuletzt passiert, dass Du, völlig frei jeglicher Erwartungen, ein Album gehört hast und dachtest, oh, das ist aber spannend? Einfach weil die Mucke, die sich da gerade durch Deine Gehörgänge schiebt, mit dem bricht, was Du vermutest, was als Nächstes passieren könnte? Ist eine Weile her? Jau, bei mir auch. Heißt nicht, dass ich in der Vergangenheit nicht das ein oder andere coole Album gehört hätte. Tatsächlich empfand ich das Musikjahr 2025 bisher als ziemlich ergiebig.

Aber so ein richtiger Latschenkicker, der mich überrascht aufhorchen und noch einmal zurückspulen ließ, war bisher nicht dabei. Geht Dir ähnlich? Dann lies weiter. Denn am Freitag, den 27. Juni 2025, kommt ein ebensolcher angerauscht. Platz, das nunmehr dritte Album von Jenny Thiele.  Vielerorts sucht man den Sommerhit des Jahres. Aber wie wäre es denn stattdessen mit einem Sommeralbum? Platz wäre eine Option.

Dass die Dinge anders sind im Hause Thiele als bei anderen Kunstschaffenden, wird schon nach wenigen Momenten des ersten Songs Nehmt mich mit klar. Unweigerlich erinnert mich diese zarte Pop-Nummer, die aus jeder Note, jedem Ton eine wunderbare Mischung aus Sehnsucht und Melancholie verströmt, an Mash-ups. Verschiedentlich auch Bastard Pop genannt. Das war in den frühen 2000ern eine relativ weitverbreitete Form von Remixes, bei der zwei komplett verschiedene Songs, die nichts miteinander zu tun hatten, auf so geniale Weise zusammengemixt wurden, dass dabei tatsächlich ein sinnvoller neuer Track herausgekommen ist. Ein Beispiel dafür ist Smells Like Teen Booty, bei dem Nirvana und Destiny’s Child in einen Topf geworfen wurden. Kräftig umgerührt, fertig.

Ich komme darauf, weil Nehmt mich mit auch wirkt, als seien zwei unterschiedliche Songentwürfe in einem zusammengefasst worden. Deutlich hörbare Brüche, Tempo- und Stimmungswechsel inklusive. Jenny Thiele benötigt keine 15 Sekunden, um auf ihrem neuen Album das erste Mal für einen angenehm überraschenden Aha-Effekt zu sorgen. Und derer gibt es einige auf diesem insgesamt 12 Songs umfassenden Album.

Dancer In The Blue ist eine leichtfüßige, dezent mit 80er-Vibes flirtende Pop-Nummer, die in lauen Neon-Sommernächten für Stimmung sorgen kann. Auch hier erneut unerwartete Brüche. In diesem Fall wechselt der Gesang vom Deutschen ins Englische und zurück. Aus mir nicht näher bekannten Gründen fühle ich mich ein wenig an das erinnert, was Chapeau Claque dereinst über den Äther schickten. Es gibt gewiss schlechtere Assoziationen.

Zwischen der oft vertretenen Leichtfüßigkeit versteckt sich immer wieder auch mal ein Ausbruch. Pure Energie, die sich entladen will. Entladen muss. Ich denke an Burn on, das leicht wie eine Feder vor sich hinplätschert, nur dann förmlich zu explodieren und den Hörenden technoides Gestampfe vor den Latz zu ballern. Wahrlich, Freunde, ich sage Euch: Da klingeln die Öhrchen, und sei es nur der Überraschung wegen. Bekannt ist es mir nicht, ob es Jennys Anliegen war, größtmögliche Abwechslung in dieses Album zu packen. Sollte dem aber so gewesen sein, dann attestiere ich hiermit nur zu gerne: Mission mit Bravour abgeschlossen.

Befragte man die Künstlerin, die ihre Songs selbst schreibt und vorproduziert, zu ihrem Ansatz, wäre die Antwort die folgende: „Ich merke erst beim Machen, was ich genau will. Das ist eine krasse, fast schon lebensphilosophische Praxis. Sich auf etwas einlassen, auch wenn man noch nicht weiß, was am Ende dabei rauskommen wird. Einfach dem eigenen Geschmack und der eigenen Intuition vertrauen lernen. Das ist nicht leicht, aber nur so macht es mir auch selbst Spaß.“ Man könnte wohl auch sagen: Einfach mal machen, könnte doch gut werden. Und das ist es.

Platz ist randvoll mit großartigen Songs, die sich auf die ein oder andere Weise für den gerade angebrochenen Sommer und dessen Nächte empfehlen. 36 Grad und es wird noch heißer? Na dann: Pool-Party und Wasserbombe. Im Schatten chillen und über dieses oder jenes sinnieren? Frieden. Eine Afterwork-Party mit Blick über die Dächer der Stadt? Radioempfang. Und so weiter. Dieses Album ist verspielt, vielschichtig, abwechslungsreich, laut, leise, euphorisch, melancholisch … Ja, so wild, bunt und turbulent wie das Leben selbst und findet dort seinen Platz, wo auch andere Werke aus dem Bereich Dream- und Electro-Pop wohnen dürfen. Das Wichtigste ist aber: Es macht einfach Spaß.

© Hey!Blau Records
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Roman Jasiek

Magdeburg, Germany
Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Magdeburg.