Gelungener Neustart: Uncanny X-Men 1 – Geballte Mutantenpower
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Gelungener Neustart: Uncanny X-Men 1 – Geballte Mutantenpower

Dass die X-Men irgendwie zeitlos sind, zeigt sich schon allein an dem Umstand, dass die Gruppierung von Menschen mit besonderen Begabungen bereits seit 1963 Teil der Popkultur ist. Aber hatte jemand von Euch bisher das Gefühl, es hier mit einer Truppe in beginnendem Seniorenalter zu tun haben? Ein Grund dafür, dass sich die X-Leute nach wie vor frisch und unverbraucht anfühlen, sind die Geschichten, die rund um die Gruppierung als ganzes, aber auch einzelne Charaktere (wie Wolverine zum Beispiel) ersonnen werden. Mit Uncanny X-Men startete gerade bei Panini eine neue Reihe, und ich möchte schon vorab anmerken, dass die von Gail Simone geschriebene Story sich in der Tat frisch und unverbraucht anfühlt. Es kommen aber noch ein paar mehr Adjektive hinzu.

Das Leben der X-Men war nie einfach. Überhaupt für alle Menschen nicht, die aus diesem oder jenem Grund von Geburt an abweichend waren von den Leuten um sie herum. Unsichtbar werden, das Wetter kontrollieren, metallische Klauen aus den Händen ausfahren, fliegen können – da wird Otto Normalwutbürger schon mal misstrauisch. Bestenfalls. In der echten Welt reicht schon eine von Weiß abweichende Hautfarbe, damit Menschen schlichten Gemüts den Rassismus auspacken. Die X-Men hatten dereinst die Insel Krakoa für sich beansprucht. Ganz unter sich, frei von den Ressentiments derer, die eben ohne besondere Merkmale geboren wurden. Um es mal sehr vorsichtig zu formulieren. Allerdings: In dem Moment, in dem wir hier in die Handlung einsteigen dürfen, ist die Insel nicht mehr. Und auch Professor Charles Xavier, dereinst Gründer und Leiter des Xaviers Institut für begabte Jugendliche, ist verschwunden. Immerhin, Logan ist von den Toten auferstanden, aber ansonsten sind die X-Men in alle Himmelsrichtungen verstreut und versuchen hier wie da, möglichst unauffällig ihr Glück zu finden.

RogueGambitJubilee und Wolverine, so ergibt es sich, werden quasi die Speerspitze einer neuen X-Men-Bewegung. Sie treffen auf eine kleine Schar Jugendlicher, die ihrerseits – so würde es Xavier wohl ausdrücken – begabt sind und sich Unterstützung der X-Men erhoffen. Einer von ihnen hat einfach kein Herz, also buchstäblich nicht, ein anderer ist tot geboren worden – und noch im Entbindungsprozess ein paar weitere Male gestorben. Ihnen auf den Fersen ist eine außergewöhnlich starke und außergewöhnlich rachsüchtige Macht, die einfach alles und jeden auslöschen will, das auch nur entfernt mit dem Leben und Wirken von Charles Xavier assoziiert werden könnte. Dazu gehören die X-Men, logisch. Aber eben auch die Kinder, die bei ihnen Schutz zu finden hofften …

Darf ich das an dieser Stelle direkt mal so plump formulieren? Geiler Auftakt dieser neuen Uncanny X-Men-Serie! Ich bin nicht ganz sicher, ob das Böse in dieser Story gewollt an das Böse aus dem zweiten Band der aktuellen, nicht weniger großartigen Der unglaubliche Hulk-Reihe erinnern soll, oder ob das Zufall ist. Aber da wie hier funktioniert das rachsüchtige und scheinbar übermächtige Böse als Gegenentwurf zu den X-Men ganz hervorragend!

Meines Erachtens spürt man deutlich, dass diese Story aus der Feder einer Frau stammt. Erfrischenderweise sind es hier die Testosterontypen, die zum Beiwerk verkommen, während die Frauen das Zepter in der Hand halten. Das kommt auch nicht von ungefähr, ist doch Gail Simone die Initiatorin der Woman in Refridgerators-Initiative. Der zugehörige Beitrag bei Wikipedia lohnt sich übrigens, vor allem aber auch natürlich die dereinst von Gail Simone ins Leben gerufene Website. Die Autorin hat ein absolut treffsicheres Gespür für die Figuren, deren Gedeih und Verderb sie hier niederschreibt. Es ist nicht ein Ausreißer dabei; die neuen Mutantenkinder fügen sich genauso ins Bild, wie die antagonistische Figur. Würden doch nur alle Kreativen so viel Mühe in die Zeichnung der jeweiligen Persönlichkeit aufwenden, wir bekämen nur noch Hochkaräter zu lesen, schätze ich.

Mit Zeichnungen waren hier nicht die Bilder gemeint, dennoch: Auch die optische Umsetzung von David Marquez ist nicht weniger als Weltklasse. Ein Hauch von Manga, wo es angebracht ist, ansonsten sehr detailreich, sehr dynamisch und dem Inhalt entsprechend fesselnd. Eine so gelungene Einheit von Wort und Bild hat man definitiv nicht alle Tage.

Halten wir also fest: Der erste Band von Uncanny X-Men mit dem Untertitel Geballte Mutantenpower hat alles, was ein richtig guter Comic braucht: eine sensationell geschriebene Story, in der sich actionreiche Szenen mit teilweise zu Tränen rührenden, ruhigen Momenten abwechseln. Tolle, starke Figuren, die, ganz gleich auf welcher Seite von Gut oder Böse sie stehen, überzeugend agieren. Und richtig schicke Bilder. Du kannst einfach nicht mehr verlangen für die 22 Euro, die Panini für diesen Band haben möchte. Du kannst ihn nur mitnehmen, genießen und Dich dann auf August 2025 freuen, wenn der zweite Band erscheint. Das hat ganz klar das Zeug zum zeitlosen Klassiker. Mega!

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Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.