Gehört allein schon wegen der Biografie von Kevin Conroy auf den Einkaufszettel: DC Pride – Vielfalt der Liebe
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Gehört allein schon wegen der Biografie von Kevin Conroy auf den Einkaufszettel: DC Pride – Vielfalt der Liebe

„Das Jahr 2023 war ein Rekordjahr für Anti-LGBTQ-Gesetzesvorlagen in den Vereinigten Staaten. Fast 400 Gesetzen wurden in mehreren Staatsparlamenten eingeführt, die Genderidentität angreifen, Transpersonen den Zugang zum Gesundheitssystem verweigern und junge queere Leute davon abhalten, Sportteams beizutreten, neben etlichen weiteren Problemen. In manchen Staaten sind die Anti-Drag-Gesetze so streng, dass ein Zuwiderhandeln mit bis zu sechs Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Es gibt immer mehr Hassverbrechen. Ein amerikanischer Politiker hat offen dafür plädiert, Transgender-Menschen aus der Existenz zu tilgen. Diese Formulierung ist nicht übertrieben.“

Diese und weitere, ähnlich bestürzende Sätze schreibt Phil Jimenez (u. a. Wonder Woman für DC oder auch „Handdouble“ für Tobey Maguires Spider-Man) im Vorwort von DC Pride: Vielfalt der Liebe. Neben Marvel (Marvel Pride – Vielfalt der Liebe) schickt auch der andere Comic-Gigant der USA eine Sammlung mit Kurzgeschichten ins Rennen, welche als deutlicher Support der LGBTQIA+-Community zu verstehen ist. Nur etwas mutiger und mit Geschichten an Bord, an die man sich noch in Jahren erinnern wird.

Ich möchte diesen Artikel nicht schon wieder damit ausschmücken, meine Ratlosigkeit und mein Unverständnis auszudrücken darüber, wie sich Menschen darüber echauffieren können, wenn beispielsweise zwei Männer eine offen schwule Beziehung führen. Jede Wette: Bei einem nicht geringen Anteil jener Leute stehen Lesbenpornos im Suchverlauf der bevorzugten Porno-Webseite aber ganz oben.

DC ist seit geraumer Zeit unterwegs, jede Orientierung und Identität auch in der Welt der Superwesen abzubilden. Man denke nur an Harley Quinn und Poison Ivy, die nicht zuletzt in der Dawn of DC-Ära eine Beziehung führen, gemeinsame Wohnung und alles weitere Pipapo, was eben dazugehört, inklusive. Oder Jon Kent, Sohn von Superman Clark Kent, dessen Herz für das eigene Geschlecht schlägt.

In DC Pride – Vielfalt der Liebe sind wieder zahlreiche Kurzgeschichten versammelt, die mal mehr, mal weniger gut gelungen sind. Soweit so normal und zu erwarten. Neben dem Coming-out von Robin oder Jon Kents Teilnahme an der Pride in Metropolis (während sich Damian Wayne, der aktuelle Robin und Sohn von Batman in Personalunion immerzu sorgt, die Veranstaltung könne Ziel eines Hassverbrechens werden, was viel über das gesellschaftliche Klima in den Staaten aussagt!) sind es ganz andere Storys, die Eindruck hinterlassen haben.

Wer sich mit Batman beschäftigt oder sich auch nur entfernt dafür interessiert, wird ihn kennen: Kevin Conroy, Voice Actor des Mitternachtsdetektivs in Trickfilmen und -serien sowie Computerspielen. Für nicht wenige Menschen durch sein Talent, mit seiner Stimme zu arbeiten, nicht weniger als DER BatmanConroy verstarb im November 2022 leider viel zu früh im Alter von nur 66 Jahren, sein Erbe aber wird weiterleben. Hier erzählt er seine Geschichte. Wie er als schwuler Mann seinen Weg machte, quasi von Kleinstbühnen im Theater bis hin zu der Rolle, die ihn letztlich berühmt machen sollte: Bruce Wayne / Batman. Das ist so gut wie auch ergreifend erzählt, und die Vorstellung, dass so einige vom Glauben abfallen, dass ausgerechnet ihr Batman ein stolzer, schwuler Mann war, amüsiert mich.

Auch Phil Jimenez erzählt hier seine Geschichte auf sehr rührende Weise. Wie er schon als Kind fantastische Welten erschaffen hat und sich das bis ins Erwachsenenalter fortgesetzt hat. Wie die bunten Panels im Prinzip ihm für nicht weniger dienten, als zu überleben.

Die Geschichten dieses rund 230 Seiten starken Buches stammen aus den Jahren 2022 bis 2024 und seitdem ist für Menschen aus der LGBTQIA+-Community nicht nur in den USA das Leben gewiss nicht einfacher geworden. Wie Jimenez schon im Vorwort schreibt, scheint es so, als machten wir gesellschaftlich große Rollen rückwärts. Eine Geschichte hier ist in dem Zusammenhang bemerkenswert. Nämlich die, in der Batwoman ihrer Familie gesteht, wegen „homosexuellen Gebarens“ aus dem Militärdienst entlassen worden zu sein. Gab es da nicht in der echten Welt da draußen ähnlich gelagerte Fälle, die Schlagzeilen machten?

Die Zeit wird zeigen, ob DC (oder auch Marvel) in dem Amerika unter Trump weiterhin die Unterstützung für nicht heteronormative Lebensweisen bieten wird. Ob die ohnehin schon bunte Welt der Superheld*innen weiterhin so bunt und vielfältig bleibt, wie sie zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Anthologie ist. Ungeachtet davon: Ganz gleich, ob man sich dem LGBTQIA+Spektrum zugehörig fühlt, sich als Ally versteht oder einfach nur gute Geschichten mag – DC Pride – Vielfalt der Liebe gehört mit auf den Einkaufszettel. Und sei es „nur“ der Biografie von Kevin Conroy wegen.

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Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.