In den mehr als acht Jahrzehnten, in denen Batman seit seinem ersten Auftritt im Mai 1939 gegen das Verbrechen kämpft, gab es immer wieder auch Cross-overs verschiedenster Art. Ich erinnere mich noch, als junger Bengel mal einen Comic gelesen zu haben, in dem Gothams Beschützer auf Sherlock Holmes getroffen ist. Gipfeltreffen der Superdetektive, quasi. Ich erinnere mich an das Aufeinandertreffen mit Jackie Estacado aus Top Cows The Darkness. Und in der jüngeren Vergangenheit sorgte Batmans Stelldichein mit den Teenage Mutant Ninja Turtles zumindest für Unterhaltung. Oft genug wurde die Fledermaus mit Figuren konfrontiert, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben oder zusammenzupassen scheinen.
Und doch: Oft genug sind auch mindestens unterhaltsame Storys dabei herausgekommen, die sich – siehe weiter oben – fest im Gedächtnis verankert haben. Mein Thema hier und heute ist der Comic Batman / Dylan Dog. Erneut ein Aufeinandertreffen zweier Figuren, die zunächst nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten zu teilen scheinen. Aber ist es auch erneut eine Geschichte, die das Zeug dazu hat, dauerhaft im Gedächtnis einzuziehen? Schauen wir uns den Fall mal an.
Ich unterstelle jetzt mal, dass ich Batman an dieser Stelle nicht vorzustellen brauche. Mache ich auch nicht. Anders sieht es aus bei Dylan Dog, der vermutlich auch bei Comicfans jenseits US-amerikanischer Superhelden nur in einem überschaubaren Kreis bekannt sein dürfte. Zumindest hierzulande. Dylan Dog wurde 1986 von Tiziano Sclavi für den italienischen Comicverlag Sergio Bonelli Editore erschaffen. Beim Titelhelden handelt es sich um einen ehemaligen Polizisten von Scotland Yard, der seinen Job an den Nagel gehängt hat und sich nun als freiberuflicher Privatdetektiv in London verdingt. Immer wieder driften seine Fälle, die ihm allermeist von attraktiven Frauen, mit denen Mr. Dog auch gerne ins Bett geht, überbracht werden, ins Übernatürliche ab.
Dennoch scheint es eine sehr brotlose Kunst zu sein, die Dylan Dog betreibt. Gerade so kommen er und sein Assistenz Groucho (angelehnt an Groucho Marx) über die Runden. Und wo andere Comicfiguren mit Supersportwagen durch die Weltgeschichte düsen, knattert Dylan Dog mit einem klapprigen VW Käfer durch die Botanik. Das erste Mal versuchte sich der Carlsen Verlag 2001 daran, die Serie in Deutschland zu veröffentlichen. Nach 20 Ausgaben war im November 2002 aber schon wieder Feierabend. Danach folgten Edition Schwarzer Klecks, die immerhin auf 62 Ausgaben gekommen sind, das Unterfangen aber 2009 ebenfalls einstellten. Derzeit hat scheinbar der Libellus Verlag die Rechte für eine hiesige Veröffentlichung. Aber auch dort tut sich seit Mai 2017 scheinbar nichts mehr. Alles lange her, und daher wäre ich, wie gesagt, nicht überrascht, wenn Dylan Dog so langsam aber sicher wieder in Richtung Vergessenheit abdriftete.
In diesem, und das gestatte ich mir direkt schon jetzt auf den Weg zu geben, ganz wunderbaren Cross-over verschlägt es unsere allseits beliebte Fledermaus nach London. Batman folgt dabei dem Joker, der wiederum einem Anruf seines alten Freundes Dr. Xabaras folgt. Die jeweiligen Erzfeinde unserer Helden tun sich zusammen, mit nicht weniger als einer Möglichkeit im Gepäck, den Tod rückgängig zu machen. Das führt zunächst einmal zu einer ordentlichen Keilerei mit Zombies, aber das Drama nimmt noch sehr viel größere, sehr viel üblere und gefährlichere Ausmaße an. Denn der Joker holt einen Serienmörder aus der Hölle zurück, gegen den selbst der Clownprinz des Verbrechens wirkt wie ein ungezogener Schuljunge. Und wenn die Hölle im Spiel ist, dann ist meist ein anderer Typ, der es regelmäßig mit dem Okkulten zu tun hat, nicht weit: John Constantine …
Es ist dies wieder einer dieser Comics, bei denen ich mich unweigerlich zu einem „Hach!“ hinreißen lasse. Dieses von Roberto Recchioni inhaltlich sowie von Werther Dell’Edera und Gigi Cavenago optisch umgesetzte Werk ist nicht weniger als ein ganz großes und sehr unterhaltsames Vergnügen! Den Pizza-Junkie Dylan Dog sowie den Meisterdetektiv Batman dabei zu erleben, wie sie sich erst sehr argwöhnisch gegenüberstehen und dann zusammenarbeiten (müssen), um die Pläne des Jokers zu vereiteln und einen Serienkiller zu stoppen, der eigentlich schon ziemlich tot ist, macht unfassbar viel Laune. Noch dazu dieses von Panini gewählte Großformat, das sie diesem Hardcover-Buch haben angedeihen lassen. Es fühlt sich so viel mehr wie europäische Comickunst an, was es ja letztlich auch ist, als das übliche Superhelden-Gemache. Ganz toll, wie mit den vermeintlich einfachen Zeichnungen so viel Dynamik, so viel Mimik und Gestik, so viel Bewegung, Stimmung und Atmosphäre erzeugt werden kann. Ich kann es nicht anders sagen: Ich bin begeistert!
Dass die Geschichte selbst nicht der allergrößte Überflieger ist – geschenkt. Ich erfreue mich viel mehr, dass es den Kreativen gelungen ist, auch noch John Constantine sinnvoll in die Story zu packen – als genau den zynischen, kettenrauchenden Mistkerl, wie man ihn kennt und mag (oder eben nicht). Lange Rede, kurzer Sinn: Comicfans, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind, sollte der stattliche Preis von 39 Euro für die 216 Seiten nicht abschrecken. Denn genau das ist „Batman/Dylan Dog“: etwas Besonderes. Und ich bin mir sehr sicher, dass ich mich, genau auch wie die eingangs genannten Cross-over, noch in Jahren an Batmans Ausflug nach London werde erinnern können.

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