Ein Oneshot hätte genügt: Spider-Man: Reign 2 – Das Regime
© Panini Comics

Ein Oneshot hätte genügt: Spider-Man: Reign 2 – Das Regime

So lange ist es noch gar nicht her, dass Panini Comics den ersten Band von Spider-Man: Reign veröffentlichte. Ein Comic, geschrieben und gezeichnet von Kaare Andrews, der eine sehr düstere Zukunftsvision schilderte. Düster vor allem in Bezug auf das, was die Zukunft für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft bereithalten würde. Verschiedentlich wurden Vergleiche laut, die diesen Autorencomic in die Nähe etwa von Frank Millers The Dark Knight Returns rückten oder sich an den grimmigen Ton früher Spawn-Comics von Todd McFarlane erinnert fühlten. Keine falschen Assoziationen. Andrews’ Comic datierte bereits auf das Jahr 2007 zurück, war also kein Frischling mehr. Mit Spider-Man: Reign 2, ebenfalls mit Das Regime untertitelt, schiebt Panini direkt die Fortsetzung hinterher. Eine, für die sich Andrews allerdings ein bisschen Zeit gelassen hat. Im Original erschien das Ding nämlich erst 2024. Gut Ding will Weile haben? Oft ist das so, ja. Aber leider nicht immer.

Spider-Man: Reign 2 wirft uns wieder direkt hinein in die dystopische Version New Yorks in einer nicht näher bezifferten Zukunft. Peter Parker ist immer noch ein bärtiger, alter und vor allem gebrochener Mann, der den Tod seiner geliebten Mary-Jane nie verwunden hat. Erschwerend kommt hinzu, dass er sich selbst die Schuld dafür gibt. Der Biss der radioaktiv versuchten Spinne, der ihm einst die Superkräfte gab, führte aufgrund der permanenten Nähe zu MJ bei ihr zunächst zum Krebs und dann zum Tod. Die Laserkuppel über der Stadt ist noch intakt, Wilson Fisk regiert als Bürgermeister mit der ihm stets innewohnenden Menschenfreundlichkeit. Will sagen: Wer in New York der Zukunft lebt, ist quasi am Arsch. Kein Weg führt raus aus der Stadt, keiner hinein. Niemand weiß, wie die Welt hinter den Toren des Big Apple wirklich aussieht. Ist da nur noch apokalyptisches Ödland? Oder blühende Landschaft? Man weiß es nicht.

Was man aber weiß: Fisk verfolgt einen neuen, ziemlich transzendenten Plan. Er möchte den Geist der Menschen von ihrem Körper trennen, sie also quasi auf ewig als digitale Abbilder ihrer selbst versklaven. Dafür bereitet er etwas vor, das er nur den „Upload“ nennt. Logisch, dass Peter Parker alias Spider-Man das nicht passieren lassen kann. Also schwingt er die müden, alten Knochen noch einmal durch die futuristischen Straßenschluchten, trifft auf alte Freunde und Feinde – und bekommt möglicherweise die Chance, Frieden zu finden …

Ich mache es mal kurz und schmerzlos: Diese Fortsetzung hätte es nicht gebraucht. Oder zumindest nicht in dieser Form. So großartig und innovativ ich den ersten Teil empfunden habe, so verwirrend und unausgegoren empfand ich die Lektüre des zweiten Teils. Die hier noch krakeliger – oder, etwas freundlicher: skizzenhafteren – Zeichnungen, die den Lesefluss eher behindern als erleichtern, tragen nicht zum Wohlgefallen bei.

Die offenbar vom Film Transcendence inspirierte Rahmenhandlung ist eigentlich ganz cool, bekommt aber durch den merkwürdig esoterischen Zeitreise-Firlefanz in der Mitte der Handlung eindeutig zu wenig Raum. Das große Trara, das Fisk da aus dem Ärmel schütteln will, wird mir persönlich viel zu schnell abgewickelt. Etwas weniger Namedropping hier und da und vielleicht mehr Fokus auf weniger handelnde Charaktere hätten gewiss nicht geschadet.

Leider zieht Spider-Man: Reign 2 den sehr guten Eindruck, den der erste Band hinterlassen hatte, nach unten. Nimmt man beide Bände zusammen und betrachtet sie als Ganzes, dann ist das eine dieser Spidey-Storys, die einen wahnsinnig guten Auftakt haben und dann aber stark nachlassen. Komplettisten nehmen diesen zweiten Band mit, alle anderen können aber darauf verzichten und den ersten Teil in guter Erinnerung behalten. Kaare Andrews, der in Band 1 bewiesen hat, das Zeug dazu zu haben, Miller-mäßige Comics zu liefern, wünsche ich gutes Gelingen für das nächste Mal. Vielleicht reichen bei Storys um gebrochene Helden, kombiniert mit düsteren Zukunftsvisionen, künftig auch einfach One-Shots.

© Panini Comics
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Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.