Bloggerleben, Teil 2: Was ich am Bloggen liebe
© Roman Jasiek / ChatGPT, basierend auf einem Foto von Егор Камелев auf Unsplash

Bloggerleben, Teil 2: Was ich am Bloggen liebe

Nachdem ich mich gestern in aller gebotenen Wonne darüber ausgelassen habe, was mir am Bloggen so richtig auf den Keks geht, möchte ich heute das sehr viel schönere Fass aufmachen. Mit dem nachfolgenden Beitrag möchte ich Euch aufzeigen, was mich an diesem Tun so fasziniert und was ich daran so sehr liebe, dass ich Stunde um Stunde damit verbringe, auf meine Tastatur einzuhämmern und Dinge ins Internetz zu schreiben. Warum ich, trotz aller gestern geschilderten Ärgernisse, diesen Bums hier seit einem Vierteljahrhundert mache und warum ich, gelegentliche Tiefs inkludiert, vermutlich niemals damit aufhören kann. Let’s go!

Die Technik #Neuland

Es war im Juni 2013, da erklärte die damalige Kanzlerin Merkel im Rahmen des Staatsbesuchs von Barack Obama, das Internet sei für uns alle Neuland. Süß. Nicht nur, dass diese Aussage fortan an ihr haften geblieben ist, nö, auch wer mit diesem Internetz, das sich ja bekanntlich ohnehin nicht durchsetzen wird, nix am Hut hatte, trug seit gut und gerne fünf Jahren Smartphones der Firma Apple oder mit Android-Betriebssystem und somit das Internet in der Buchse mit sich herum.

Yours truly war zu dem Zeitpunkt schon ein bisschen länger online. Ich hatte in jenem Jahr mein bis dato langlebigstes Blogprojekt Avalost gegründet. Was aber eindeutig nicht das erste war. Dies reicht zurück bis ins Jahr 1998 oder 1999, genau weiß ich es nicht mehr. Jene Tage aber, an denen ich als knilchiger Azubi im Buchhandel meine allerersten Buchrezensionen ins Netz stellte.

Was mich damals bis heute faszinierte, war die technische Entwicklung und die daraus resultierenden Möglichkeiten, seine textlichen Ergüsse auf schönen und/oder praktischen Websites zu teilen. Praktisch im Sinne des Aufwands. Die erste Seite war noch handgeklöppeltes und mundgeblasenes HTML. Später folgte der Einsatz von sogenannten Content-Management-Systemen. PHPNuke, Mambo, Joomla, WordPress. Ja, sogar TYPO3 wurde irgendwann mal ausprobiert. Sehr technisch gerade alles, weiß ich.

Einige dieser CMS, die im Prinzip das Erstellen von Texten und das Einfügen von Bildern ähnlich einer Word-ähnlichen Oberfläche ermöglichen, was den Output natürlich enorm erhöht, gibt es heute schon gar nicht mehr. Bei WordPress bin ich lange geblieben. Also genau genommen bis zu diesem Jahr. Ich finde das Ding und die Möglichkeiten, die schier unendliche Flexibilität, immer noch ganz prima. Und doch: Den Nerd in mir reizt das Entdecken und Probieren neuer Möglichkeiten. Das aktuelle CMS, welches das Grundgerüst für den Blog bildet, nennt sich Ghost. Weniger Möglichkeiten, dafür klar und fokussiert. Gefällt mir gerade sehr gut. Vorstellbar ist es aber dennoch, dass ich irgendwann wieder was Neues ausprobiere oder zu WordPress zurückkehre. Denn auch das Gestalten eines Blogs macht für mich die ewige Faszination aus.

Entdeckungen aller Art, Kennenlernen von Menschen

Inzwischen ist es so, dass mein Postfach aus allen Nähten platzt. Manchmal frage ich mich, wie und wodurch mich Promoter, die ihre Themen platzieren wollen, gefunden haben. Anfragen, ein Album vorzustellen, Einladungen zu Pressevorführungen im Kino, Einladungen zu Konzerten oder ins Theater, die Bitte, mit Künstler XYZ ein Interview zu führen – die Liste ist lang! Und wenn ich im vorhergehenden Beitrag noch über den Zeitmangel und die damit einhergehende Unmöglichkeit, auf alles auch nur annähernd einzugehen, gejammert habe, möchte ich hier feststellen: Ich liebe es!

Sicherlich habe ich mir den vollen Postkasten über die Jahre erarbeitet. Das bedeutet aber auch, dass ich durch mein Tun so unendlich viel an großartiger Musik habe kennenlernen dürfen. Musik, die sonst vermutlich komplett unter meinem Radar geflogen wäre. Ich habe Konzerte, Theatervorführungen und Festivals besucht – logisch, immer mit der Auflage verbunden, anschließend (oder im Vorfeld) irgendwas dazu zu machen –, die ich sonst vermutlich ebenso wenig hätte erleben dürfen. Und das wiederum resultierte in wunderbaren Bekanntschaften mit verschiedenen Kunstschaffenden. Herzallerliebste Grüße gehen raus an dieser Stelle unter anderem an Umme Block, Beborn Beton, Adam is a Girl oder The Saint Paul.

Und im Laufe dieser mehr als fünfundzwanzigjährigen Reise habe ich viele, viele Menschen getroffen, von denen ich heute einige zu meinen besten Freunden zähle. Es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass es nicht so gekommen wäre, würde ich nicht tun, was ich tue. Wie kann man diesen Job nicht lieben, sachtma!

Euer Feedback

Wir kennen es aus dem Berufsleben. Diesem real life, von dem immer alle reden. Feedback ist wichtig. Und machen wir uns nichts vor: Wir alle haben es dann und wann ganz gerne, wenn wir für unsere Arbeit gelobt werden. In den frühen Tagen des Bloggens gab es allenfalls mal Einträge im Gästebuch, sofern eine Website über eine derartige Funktion verfügte. Das war aber mehr so wie eine Postkarte. „Hallo Roman, deine Homepage gefällt mir sehr gut, mach weiter so! Das Wetter ist auch prima! Viele Grüße vong Horst!“ oder ähnliche Dinge waren da dann zu lesen. Auch das erfreut das Herz natürlich.

Ein ganz anderer Schnack war und ist die Verbreitung via Social Media. Gerade im Musikbereich habe ich es oft erlebt, dass ich mit meinem Tun scheinbar einen Nerv getroffen habe, was beispielsweise Musiker dazu animierte, meine Texte über ihre Kanäle zu teilen. Da schwillt mir vor Stolz immer auch ein bisschen der Kamm, gebe ich zu.

Geschichten erzählen, Euch für Dinge begeistern

Das ist der ganz wesentliche Punkt, warum ich liebe, was ich hier mache. Es ist eine intrinsische Motivation. Die Dinge (lies: Themen, Geschichten, Gedanken) in meinem Kopp, sie müssen einfach raus! Wer meinem Tun länger folgt, hat sicher schon mitbekommen, dass das, was mich bewegt oder was ich erzählen möchte, gerne mal auch da zu finden ist, wo man es dem Anschein nach nicht vermutet. Wenn ich einen Comic verstelle beispielsweise oder über eine Figur schreibe. Wenn ich über ein Album musiziere, sowieso.

Und daraus folgt der nächste Punkt: Ich möchte Euch begeistern für die Dinge, die mich begeistert haben. Dass ich mal einen Verriss schreibe, passiert sehr selten. Daran habe ich auch ehrlich gesagt keine Freude. Zumal mir das ewige Motzen und Meckern über alles und jeden, das in unserer modernen Welt gesellschaftsbestimmend ist, mega auf den Sack geht. Da habe ich keine Lust zu, wenn ich mich auf meiner Spielwiese austobe. Wenn ich etwas Tolles gefunden habe (oder, wie im Falle Musik oft: mit der Nase draufgestoßen werde) und mich die Begeisterung überkommt und mir dieses Etwas eine gute Zeit beschert, dann möchte ich das teilen. Im besten denkbaren Fall habt Ihr, nachdem Ihr durch mich davon erfahren habt, ebenfalls eine gute Zeit mit dem, worüber ich hier geschrieben habe. Im schlechtesten Fall habt Ihr lediglich eine Wortmeldung meinerseits gelesen, die Euch unterhalten hat.

Diese Dinge überwiegen die nicht zu leugnenden Ärgernisse bei Weitem. Und deshalb bin ich guter Dinge, 25 Jahre von hier aus in der Zukunft ein ähnliches Resümee zu ziehen. ❤️

Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.