Wer sich auch nur ansatzweise mit Comics befasst, wird wissen, dass das Jahr 1989 ein besonderes war. Schließlich brachte Tim Burton seinerzeit seine Vision von Batman in die Kinos, was rückblickend möglicherweise als Geburtsstunde des modernen Superheldenkinos angesehen werden kann. 1989 passierte im Bereich der Comics, speziell in der Welt des Mitternachtsdetektivs, aber noch etwas: Mit Gotham by Gaslight wurde quasi die allererste Elseworld-Geschichte auf den Markt gebracht.
Dieses Elseworld-Gemache ermöglichte es in den darauffolgenden Jahren, dass sich Kreative mit bekannten Figuren in komplett anderem Setting austoben konnten. Von Multiversen hatte man noch nüscht gehört, heute passiert so etwas gerne beim DC-Imprint DC Black Label. Gotham by Gaslight war eine coole Sache, versetzte es die weltberühmte Fledermaus in ein Steampunk-Setting kurz vor dem Anbruch des 19. Jahrhunderts. Und der jüngst erschienene Comic Batman – Gotham by Gaslight: Das kryptonische Zeitalter knüpft daran an. Wenn ich diese Info schon einmal vorwegschicken darf: Es ist ein höchst vergnügliches Abenteuer geworden.
Das Jahr ist 1893, der Ort Gotham City. Die Elite der Stadt ist daran interessiert, ganz gleich, ob deren Macht durch fleißiger Hände harte Arbeit erwirtschaftet wurde oder durch krumme Geschäfte, ist an den Wundern der verlorenen kryptonischen Zivilisation interessiert. Schließlich kann es doch sein, dass jener Schnickschnack dazu geeignet ist, noch mehr Macht anzuhäufen. Bei einer möööglicherweise etwas fingierten Ausstellung, deren Veranstalter Wayne Industrial Enterprises ist, tritt eine gewisse Lady Selina Kyle auf den Plan, um, ganz ihrer diebischen Natur entsprechend, einem bestimmten Ring habhaft zu werden. Allerdings lockt der Klunker auch eine andere Partei an, die sich selbst die Liga der Schatten nennt. Und mittendrin unsere Fledermaus, die sowohl von der einen als auch von der anderen Seite einen Satz warmer Ohren kassiert. Der Klunker jedoch, auf den alle so scharf sind – der war gar nicht vor Ort. Der düst im Besitz einer alten Dame an Bord eines Zuges durch den amerikanischen Westen. Es ist wohl kein Spoiler hier zu erwähnen, dass auch das in die Buchse geht und der Ring den Besitzer wechselt, wa?
Währenddessen macht Adam Strange auf seiner Forschungsreise durch das ewige Eis Bekanntschaft mit einer Dame, die sich Diana von Themyscira nennt. Und die das grundsätzlich gar nicht mal so gut findet, dass alle dem vermeintlichen Tinnef Kryptons hinterherhecheln. Denn Dianas Überzeugung nach geht eine große Gefahr von dem Zeug aus und sollte besser nicht in die falschen Hände geraten. Somit haben wir neben der Fledermaus und dem Katzenweib und der Liga der Schatten alsbald jede Menge weiterer Interessenten für die Überbleibsel des kryptonischen Zeitalters. Und alle Fäden scheinen in einer kaum nennenswerten Stadt namens Smallville zusammenzulaufen, in der ein sehr vertraut wirkender Sheriff für Recht und Ordnung sorgt …
Lasst es mich bitte mal so sagen: Das, was Autor Andy Diggle und sein Zeichner Leandro Fernandez zu Papier brachten, ist nicht weniger als ein ganz großer Abenteuerspaß! Wer hätte denn ahnen können, dass die Kombination aus Batman + Steampunk auch heute noch so gut funktioniert? Dieser erste Band bringt rund 216 Seiten Umfang mit, und man kann diesen Comic nicht eher aus der Hand legen, bis man die letzte Seite erreicht hat – ganz gleich, wie müde man vielleicht beim Lesen im Bette schon sein mag. Ganz gleich, wie sehr kleine Männel schon an den Augenlidern ziehen. Ganz toll!
Dabei sind es nicht nur die Szenen im viktorianisch anmutenden Gotham, die gefallen. Auch die an Mark Twains Abenteuerromane erinnernden Abschnitte im Wilden Westen oder die (zumindest mich) an die tragisch gescheiterte Franklin-Expedition (Vorlage für Buch und Serie Terror) erinnernden Passagen im ewigen Eis sind von vorn bis hinten beste Unterhaltung! Richtig gut geschrieben und trotz der vielen handelnden Figuren wirkt keine davon redundant oder so, als müsste die auch noch ganz fix versteampunkt werden, weil man ohnehin schon gerade mal dabei war.
Die Zeichnungen von Mr. Fernandez ergänzen das Geschehen ganz wunderbar. Nicht nur, weil hier ganz viel Action und Bewegung in den Panels herrscht, sondern auch aufgrund des geschickten Spiels mit Licht und (Schlag-)Schatten. Ich habe jedes Quartal immer einen ordentlichen Schwung Comics zur Rezension auf dem Schrank liegen. Und mit jedem neuen Comic, dass ich aufschlage, wünsche ich mir, endlich mal wieder einen lesen zu dürfen, der mich so richtig begeistert. Den ich nicht nur aus diesem oder jenem Grund „irgendwie ganz gut“ finde, sondern der mit von Anfang bis Ende tipptopp unterhält und, ja, begeistert. Das hier ist so ein Comic. Ich weiß, Comics sind teuer, und auch Batman – Gotham by Gaslight: Das kryptonische Zeitalter liegt mit 29 Euro bereits in einem Bereich, wo manche vielleicht schon darüber nachdenken (müssen), ob und inwiefern dieses Büchlein ins Budget passt. Sollte der Taler dafür aber irgendwie über sein – nimm mit! Beide Daumen nach oben!

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