Batman – Die drei Joker (Deluxe Edition) ist wie ein Remix von Klassikern, garniert mit fantastischen Zeichnungen
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Batman – Die drei Joker (Deluxe Edition) ist wie ein Remix von Klassikern, garniert mit fantastischen Zeichnungen

Joker: Folie à Deux legt derzeit an den Kinokassen eine kapitale Bauchlandung hin. Selbstverständlich war ich im Kino und habe mir den Streifen angeschaut. Dieser Besuch im Lichtspielhaus ist jetzt fast zwei Wochen her und ich denke immer noch darüber nach, was ich dort auf der Leinwand zu sehen bekam. Interpretiere daran herum, überlege, versuche dieses und jenes zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Möglich, dass Ihr hier an dieser Stelle noch etwas über den Film zu lesen bekommt, aber die richtigen Worte zu finden, fiel mir selten so schwer. Vom Publikum aber derart abgestraft zu werden, das hat der Film meines Erachtens nicht verdient. Zumindest das kann ich schon einmal festhalten.

Dennoch: Um den zweiten Solo-Auftritt von Batmans Erzfeind geht es mir heute nicht, sondern um die Deluxe Edition von Batman – Die drei Joker. Wie der Name es erahnen lässt, hat es Gothams berühmte Fledermaus hier nicht mit einem, nicht mit zweien (wie in Der Mann, der nicht mehr lacht), sondern direkt mit drei durchgeknallten Clownprinzen des Verbrechens zu tun. Kann man daraus eine vernünftige Story basteln? Schließlich haben Der Mann, der nicht mehr lacht und der zweite Band von Batman Inc. unlängst gezeigt, dass zu viel von irgendwas eine Sache auch gründlich in die Hose gehen lässt.

In der langen Geschichte von Batman und dem Joker gibt es ein paar Comics, die quasi sofort zu Klassikern wurden. Und noch bis heute und berechtigterweise als solche gefeiert werden. Da ist natürlich Killing Joke von Alan Moore und Brian Bolland aus dem Jahr 1988 zu nennen. Eine bis heute als wahrscheinlich geltende Origin-Story, bei der ein erfolgloser Comedian ein Kind erwartet (woher kenne ich das nur …), der später in einen Bottich mit Chemikalien fällt und noch später Barbara Gordon über den Haufen ballert, sodass sie fortan für lange Zeit an einen Rollstuhl gebunden ist. Im selben Jahr erschien aber auch Ein Todesfall in der Familie von Jim Starlin und Jim Aparo. Hier war der Joker der Todesengel für Jason Todd, den zweiten Robin. Dieser kehrte irgendwann als Red Hood von Toten zurück – und ist seitdem in seinen Mitteln deutlich weniger zimperlich, als es Batman beispielsweise ist. Einsatz von tödlicher Gewalt jedenfalls ist Red Hood nicht fremd.

Um das schon einmal vorwegzunehmen: Diese von Geoff Johns geschriebene und von Jason Fabok mit wahnsinnig schicken Zeichnungen meisterhaft in Szene gesetzte Story ist randvoll mit Anspielungen auf Ereignisse, die sich in genannten Klassikern aus den 80er-Jahren ereigneten. Beinahe wirkt Batman – Die drei Joker manchmal wie eine Art Remix dessen, was seinerzeit erdacht wurde. Und möglicherweise ist die Analogie zu Remixen, in der Musikwelt weitverbreitet, gar nicht so falsch. Mit Remixen wird aus bekannten Zutaten etwas Neues geschaffen. Man nimmt ein Lied, zerlegt es in seine Bestandteile, reichert es um neue Dinge an und hat am Ende etwas geschaffen, das im besten Falle ganz eigenständig neben dem Original bestehen kann. Weil es dem zugrundeliegenden Lied neue Facetten abgewinnt.

Batman – Die drei Joker ist eine DC-Black-Label-Geschichte, demnach hatten Johns und Fabok vollkommen freie Hand bei dem, was sie erzählen wollten. Und die Ausgangslage selbst ist schnell erzählt: Morde werden verübt und allem Anschein nach von drei unterschiedlichen Jokern. Sie alle betonen bei ihren Machenschaften jeweils einen Aspekt seiner Persönlichkeit: seine brutale kriminelle Energie, sein abgründiges Verständnis von Humor und den chaotischen, psychopathischen Wahnsinn. Die Krux an der Sache: In all den Jahren scheint man hier bisher nie herausgefunden zu haben, wer der Joker wirklich ist. Und als die Erkenntnis gereift ist, dass Batman und die Polizei von Gotham City hier offenbar mit mehr als einer Person zu tun haben, dreht sich die Spirale des Wahnsinns schon ziemlich schnell.

Unterstützt von Batgirl Barbara Gordon sowie Jason Todd alias Red Hood heftet sich Batman an die Fersen des Jokers. Oder an die des Jokers. Vielleicht aber auch an die des Jokers. Könnt Ihr noch folgen? Denn es stellt sich heraus, dass Joker³ einen, wie üblich, ganz besonders perfiden Plan verfolgt. Er möchte eine neue, die beste Version des Jokers erschaffen. Dafür geht er nicht nur einmal mehr über zahlreiche Leichen, sondern wühlt auch ganz tief in der Vergangenheit unserer maskierten (Anti-)Helden … bis hin zu dem Moment, an dem ein junger Bruce Wayne und dessen Eltern Martha und Thomas aus einem Kino kommen, um durch eine dunkle Gasse zu ihrem Auto zu gelangen …

Um auch das vorwegzunehmen: Die finale Auflösung dieser Geschichte hat mich nicht so richtig überzeugt. Wie so oft, wenn so sehr mit Geheimnissen um sich geworfen wird und man ganz besonders viel Tohuwabohu veranstaltet, um eine möglichst mysteriöse Geschichte zu erzählen, lässt Geoff Johns meines Erachtens letztlich zu viel ungeklärt. Mystery-Serien leben davon, am Ende mehr Fragen offenzulassen, als sie zu beantworten, nur: Batman ist keine. Und dennoch habe ich mich von diesen knapp 190 Seiten ganz hervorragend unterhalten gefühlt. Das liegt ganz wesentlich an den vielen Referenzen gegenüber den eingangs erwähnten Klassikern. Aber damit hört es ja noch nicht auf, das Artwork von Jason Fabok nimmt sich vieler Dinge an, die man in ähnlicher Form schon in der Trickfilmserie der 90er-Jahre gesehen hat. Oder auch in Tim Burtons Ausflüge in die Welt des maskierten Rächers. Ist das Fan-Service? Absolut. Funktioniert das? Unbedingt!

Ich käme nicht in Verlegenheit, Batman – Die drei Joker als die beste Geschichte rund um den Clownprinzen des Verbrechens, die ich je gelesen habe, zu bezeichnen. Diesen Platz hat derzeit Kami Garcias grausame Geschichte Joker/Harley: Psychogramm des Grauens inne. Dennoch: Als Remix genannter Klassiker unter Einbezug neuer Elemente macht dieser Comic hier einen guten Eindruck. Dass mir Batmans Umgang mit Jason Todd und dessen Taten nicht so richtig schlüssig erscheint – geschenkt. Möglicherweise wusste die olle Fledermaus schon von Anfang an, was hier Phase ist. Warum dann aber der ganze Zirkus vorweg … na ja, lassen wir das. Bei allzu eingehender Betrachtung finden sich möglicherweise doch noch logische Probleme und Löcher in der Handlung, größer als die eines Schweizer Käses, die man während des Konsums prima ignorieren kann.

Was will ich also letztlich sagen: Wem der Sinn nach einer unterhaltsamen Joker-Story steht, in der die bekannten Facetten des Killerclowns sich auf drei Personen verteilen – here you go. Wenn man sich darüber hinaus noch für wirklich sehr schicke, sehr realistische Zeichnungen und jede Menge Easter Eggs begeistern kann, dann wird Batman – Die drei Joker ganz schnell zu einer Pflichtanschaffung. Wer nun sagt, das sei alles gut und schön, aber nicht zwingend nötig, bekommt immer noch unterhaltsame Comiclektüre, die über weite Strecken erstaunlich ruhig rüberkommt und deutlich weniger krawallig, als man es bei drei Jokern vermuten könnte. Letztlich zeigt mein Daumen nach oben.

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Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.