Ausgepackt: The Joker („The Dark Knight“) von Queen Studios x InArt (Standard Edition)
© Queen Studios / InArt

Ausgepackt: The Joker („The Dark Knight“) von Queen Studios x InArt (Standard Edition)

Wer sich mit Sammlerfiguren im Maßstab 1:6 beschäftigt, wird früher oder später auf InArt stoßen, eine Marke des chinesischen Figurenbauers Queen Studios. Mit dieser 2021 gegründeten Marke fokussiert man sich vollkommen auf Figuren in besagter Größe, während man ansonsten auch schon mal im Bereich lebensgroßer Figuren unterwegs ist. Auf die Fahne geschrieben hat man sich, mit InArt neue Standards hinsichtlich der Detailtreue und der Qualität zu setzen, und tritt damit in direkte Konkurrenz zu Hot Toys.

Im selben Moment, in dem man als Sammler auf InArt aufmerksam wird, stößt man aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf deren Joker, also ihre Nachbildung von Heath Ledgers Interpretation des Clownprinzen des Verbrechens in The Dark Knight. Und dann ist es eigentlich nur noch ein Katzensprung zu Berichten, Meinungen und Fotos von Besitzern jener Figur, die alle in der gleichen Tonlage singen: der höchsten. Wenn man den Meinungen in den sozialen Netzwerken Glauben schenken mag, dann scheint es sich um eine der schönsten und gelungensten Figuren in diesem Bereich jemals zu handeln.

Dieses ewige Dauerfeuer aus Lobhudelei in den einschlägigen Gruppen hat mich letztlich auch neugierig gemacht. Neulich tauchte bei dem in Hongkong ansässigen Händler KGHobby die Standardversion des Jokers auf – versandkostenfrei! Da konnte ich dann doch nicht mehr länger widerstehen. Eigentlich überschritt InArts Joker um einiges das Budget, was ich für eine Figur zu investieren bereit bin – und meistens auch kann. Aber die Mischung aus „Oh, gibt doch noch ein Exemplar!“ und „Na gut, immerhin keine Versandkosten“ ließ mich in dem Glauben, ein gutes Geschäft zu machen, dann doch den Bestellknopf drücken. Um es mal in klassischer Clickbait-Manier vorweg zu umschreiben: Mit vielem hatte er gerechnet, doch was er dann zu sehen bekam, konnte er nicht glauben! Und, ganz ehrlich Leute: Der Joker wohnt jetzt seit drei oder vier Tagen bei mir und ich kann immer noch nur sehr schwer aufhören, diese Figur anzuglotzen. Schwer aufhören zu staunen, zu bewundern und mich an diesem Meisterwerk zu erfreuen.

Ein Blick auf und in die Box. © Roman Jasiek

Schwarzes Paketklebeband mit InArt-Aufdruck, jede Ecke des Kartons zusätzlich mit Plastikecken verstärkt – die ganze äußere Aufmachung scheint förmlich zu schreien: Obacht, hier ist ein Schatz enthalten!

Und auch die eigentliche Verpackung macht da keine Ausnahme. Eingehüllt in einen lila-transparenten Plastikschuber wartet ein silbergrauer, mit feinem Artwork bedruckter Karton, der sich aufklappen lässt. Darunter: zunächst einmal schwarzes Schaumgummi, auf dem eingeschweißt diverse Dinge liegen. Ein silberbeschichteter Briefumschlag (!), in welchem sich ein Dankesbrief der Modellbauer von InArt befindet, sowie eine Art Visitenkarte mit dem Datum der Veröffentlichung der Figur. Außerdem: eine mehrfarbige Bedienungsanleitung, die in Pergamentpapier als Umschlag geheftet ist. Vergleich dazu: Die vom bisherigen Klassenprimus Hot Toys mitgelieferten Anleitungen, schlicht in Schwarzweiß gehalten, wirken dagegen wie mit einem Laserdrucker aus dem unteren Preissegment gedruckt. Man bekommt an dieser Stelle schon erstmals ein Gefühl dafür, warum InArt durchaus hochpreisig angesiedelt ist. Und zu diesem Zeitpunkt hat man von der Figur noch gar nichts gesehen.

Alleine der silbrig-metallisch beschichtete Umschlag mit dem Brief und die Produktvisitenkarte erwecken den Eindruck, dass InArt sehr darum bemüht ist, absolute Hochwertigkeit zu vermitteln. © Roman Jasiek

Nachdem man den Schaumgummideckel abgehoben hat, wird auch direkt der Joker ersichtlich. Eingehüllt in eine milchig-weiße Plastiktüte, einiges Zubehör drumherum drapiert. Das restliche Zubehör wie beispielsweise die aus Spritzgusseisen bestehenden Waffen, bei denen sich sogar die mit feinen Details gearbeiteten Magazine entnehmen lassen, oder auch die Bodenplatte liegt eine Etage tiefer, ebenfalls in Schaumgummi gebettet. Wenn ich an die lieblos gestalteten Pistolen etwa bei Hot Toys’ weißer Black Widow denke, die dagegen wirkt wie Spielzeug für Sechsjährige, dann wird noch mehr klar, warum InArt einerseits teurer ist und andererseits Sammler bei diesem Joker so aus dem Häuschen sind. Aber Zubehör hin oder her - wegen des Zubehörs wird sich wohl kaum jemand eine Figur im Gegenwert von umgerechnet rund 500 Euro ins Haus holen. Wird also Zeit, den Joker aus seiner Ummantelung zu befreien.

Der Detailgrad ist enorm! © Roman Jasiek

Gesagt, getan, gestaunt! Der Detailgrad ist unfassbar! Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, zu staunen. Bei dem wirklich außerordentlich detailgetreuen Gesicht, das Heath Ledger in Hand sehr ähnlich sieht und mit filigranen Details in der Bemalung aufwartet? Oder bei dem Umstand, dass sich ein Teil des Hinterkopfes abnehmen lässt und somit Zugriff gewährt wird auf einen winzigen Knauf, mit dem sich die Augen und somit die Blickrichtung des Jokers justieren lassen? Bei den auf den Punkt genähten Klamotten des Jokers, Verschmutzungseffekte inklusive? Bei der Tatsache, dass die Handschuhe und auch die Schuhe aus einer Art Leder (oder Kunstleder) bestehen und alleine die Latschen so viel mehr Eindruck schinden als bei anderen Figuren? Dass man sogar an Socken gedacht hat? Ich habe keine Ahnung, bei welchem der vielen, meisterlich gefertigten Details ich anfange zu staunen und wo ich aufhören soll.

Der obligatorische Vergleich zwischen dem Foto vom Prototyp und dem ausgelieferten Produkt in Form eines stümperhaften iPhone-Schnappschusses. In Hand sieht der Joker aus wie der Prototyp, schwöre! © Roman Jasiek

Wenn ich InArts Joker nach dem ersten Eindruck in nur zwei Wörtern beschreiben müsste, würde ich sagen: außerordentlich beeindruckend! Und obwohl ich kein Freund bin von Figuren mit sogenanntem rooted hair, also Echthaarimitat und somit nicht aus Kunststoff geformt, frage ich mich doch, wie viel mehr beeindruckend diese ebenfalls produzierte Version wohl sein muss. Soweit ich weiß, gibt/gab es die rooted hair-Version des Jokers nur als Deluxe-Version im Doppelpack mit dem sculpted hair und Gefängniszellendiorama. Da hat der Preis von teilweise über 1000 Euro aber bei weitem mein Milchgeldbudget überstiegen.

InArts Joker wird zum Blickfang in vermutlich so ziemlich jeder Sammlung. Hier steht der Joker in einer Detolf-Vitrine vor einem Batman aus dem Hause Hot Toys. © Roman Jasiek

Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hat, geht das Staunen weiter. Nämlich darüber, dass bei diesem Joker mit Magneten gearbeitet wird, zum Beispiel um ihn auf die ebenfalls magnetische Bodenplatte zu stellen. Das erfordert zunächst ein bisschen Gefummel, aber wenn der Joker erst einmal aufgestellt ist, macht das gleich sehr viel mehr her als die Aufstellmöglichkeiten der Figuren von Hot Toys. Tendenziell kann man die Figuren des Mitbewerbers allermeist auch ohne Aufsteller hinstellen, aber nicht selten genügt schon ein winziges Anrempeln der Vitrine (in Haushalten mit kleinen Kindern sooo selten nicht), um die Männekens aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Joker aber steht und steht. Ich bin sonst Freund davon, die Figuren in der sogenannten Museumspose aufzustellen. Also ohne großartig die Gelenke in Anspruch zu nehmen und die Figur in eine bestimmte Pose zu bringen, um beispielsweise eine bestimmte Szene aus einem Film nachzustellen. Bei diesem Joker allerdings fühle ich mich tatsächlich versucht, das zu überdenken. Nicht zuletzt des hochwertigen Zubehörs wegen, das eigentlich viel zu schade ist, um in der Verpackung zu verbleiben.

Ich könnte noch seitenweise Lobgesänge über InArts Joker singen und merke dabei, dass ich genauso klinge, wie die allermeisten anderen, die diese Figur ihr Eigen nennen können. Daher möchte ich diesen Beitrag mit folgenden Worten beschließen: Solltet Ihr die Möglichkeit haben, an diese Figur heranzukommen und es in Euer Budget passen – gönnt Euch! Ich würde Brief und Siegel schwören, dass sich dieser Joker als ein echtes Highlight und Schatz in Eurer Sammlung entpuppen wird! Und wir alle dürfen sehr gespannt sein, was InArt als Nächstes heraushaut. Von Harry Potter über Batman aus dem The Batman-Film bis hin zu einem Superman ist ja genug in der Pipeline. Hot Toys jedenfalls muss sich sehr warm anziehen, schätze ich. Wenn dieser Joker stellvertretend für alles Weitere ist, dann ist InArt möglicherweise das aktuelle obere Ende im Bereich der Sixth-Scale-Figuren.

© Queen Studios / InArt

Was ist in der Box?

  • Sculpted Head Sculpt (1)
  • Lila Mantel (1)
  • Anzug (1)
  • Kreisförmige Base (1)
  • Linke behandschuhte Hand (4)
  • Rechte behandschuhte Hand (4)
  • Linke Hand (2)
  • Rechte Hand (3)
  • Glock 17 Pistole (1)
  • Uhr (1)
  • Magazin (1)
  • Springmesser (1)
  • Modell 76 Maschinenpistole (1)
  • Modell 76 Magazin (1)
  • Granate (5)
  • lila Stolperschnur mit Metallzug (1)
  • Ring (1)
  • Miniatur-Spielkarte (1)
  • Dollarschein-Set (1)
  • Hosenträger (1)

Roman Jasiek

Hi, ich bin Roman! Ich bin ein Kind der 80er und schreibe seit Ende der 1990er-Jahre Dinge ins Internetz. Mein Herz schlägt für Musik, Comics, Collectibles, Essen, Reisen, Wandern und meine Lieblingsmenschen. Ich lebe und arbeite in Gardelegen.