Im Frühling des vergangenen Jahres brachte Panini im Rahmen der „Marvel Must-Have“-Reihe eine Geschichte zurück ans Tageslicht, die das Prädikat Must-have mehr als verdient hatte: Spider-Men. Geschrieben von Superstarautor Brian Michael Bendis und gezeichnet von der nicht minder talentierten Sara Pichelli markierte diese Geschichte das erste Aufeinandertreffen der beiden Spider-Men Peter Parker und Miles Morales. Dass sich die beiden sympathischen Netzschwinger über den Weg laufen, teils gemeinsame Abenteuer bestreiten, ist heute keine große Sache mehr. Damals war das aber noch ein Ding, zumal das Ultimate Universe, also jener von Bendis mit erschaffene neue Blick auf bekannte Figuren aus dem Haus der Ideen, immer noch (nach-)wirkte. Nicht zuletzt war es auch das erste Crossover beider Universen.
Fünf Jahre später taten sich Bendis und Pichelli erneut zusammen, um Spider-Man und Spider-Manerneut in ein fulminantes Abenteuer zu stecken. Dieses erneute Zusammentreffen erscheint ebenfalls in neuer Auflage als Marvel Must-Have – Spider-Men II. Zu Recht?
Das Ultimate Universe ist zum Zeitpunkt der Handlung bereits Geschichte, Miles Morales alias der Spider-Man von Brooklyn ist längst in Marvels Hauptrealität von Erde-616 angekommen. Die beiden Spinnen bekommen es hier mit dem Taskmaster zu tun. Der Supersöldner gehört zu den gefährlichsten Widersachern unserer freundlichen Spinnen aus der Nachbarschaft; dank seines Talents, Fähigkeiten und Kampfstile nachzuahmen, eindeutig kein Zeitgenosse, dem man im Dunklen begegnen möchte. Es stellt sich jedoch ziemlich schnell heraus, dass hinter dem ganzen Tohuwabohu, das mit der Prügelei mit Superschurken immer so einhergeht, mehr steckt. Denn Drahtzieher ist ein gewisser Miles Morales! Aber wie kann das sein? Schließlich schwingt er doch mit Peter Parker durch New Yorks Straßenschluchten? Und was hat dieser Miles Morales eigentlich mit Wilson Fisk zu schaffen? Fragen über Fragen, der Comic beantwortet sie jedoch alle.
Vor allem, wenn man beide Spider-Men-Comics hintereinander liest, fühlt es sich nicht so an, als seien zwischen den beiden Begegnungen der Netzschwinger schon fünf Jahre vergangen. Die beiden Spideys funktionieren als Team super; in erster Linie ist es spannend zu lesen, wie der eigentlich nur wenige Jahre ältere Peter (neben allen anderen Dingen in seinem Leben) damit struggelt, eine Art Mentor für Miles zu sein. Oder wenigstens zu werden. Überhaupt liegt hier wieder einmal die große Stärke in dem einmal mehr sehr dialogstarken Werk von Bendis: in den Zwischentönen. Um Spoiler zu vermeiden, verrate ich nicht, was es mit dem anderen Miles Morales auf sich hat und wie Wilson Fisk, der Kingpin von New York, hier ins Bild passt. Aber die Erklärungen, die Bendis liefert, die Beweggründe der handelnden Figuren – vorrangig der (vermeintlichen?) Antagonisten – sind für mich mitreißend geschrieben und hinreichend schlüssig erklärt. Bendis kann es einfach.
Die Bilder von Sara Pichelli passen einmal mehr wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Nicht nur, weil sie mit ihrer detailreichen und dynamischen Strichführung die natürlich nicht zu knappe Action perfekt einfängt. Sondern vor allem auch, weil sie Mimik und Gestik ihrer Figuren meisterlich darzustellen weiß. Wäre dies ein Film, sie hätte sich wohl eine Auszeichnung für tolle Kameraführung verdient! Zu dem filmischen Charakter des Comics passen auch die wunderbar lebhaften Farben, erneut von Justin Ponsor.
So. Das sind wieder ganz schön viele Worte, mit denen ich eigentlich nur mitteilen wollte: Auch Spider-Man II habe ich mit Genuss und Freude gelesen und bin der Ansicht, dass der Platz in Paninis Marvel Must-Have-Reihe sehr gerechtfertigt ist.
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