Die „Was wäre, wenn …?“-Überlegungen, die demletzt einen ordentlichen Aufwind durch die entsprechende MCU-Animationsserie bei Disney+ bekommen haben dürften, sind ja eigentlich keine neuen Gedankenspiele. Schon in der zweiten Hälfte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, also lange noch, bevor man mit Multiversums-Firlefanz ohnehin machen konnte, was man wollte, kam immer mal wieder die obige Frage auf. Es ist ja auch zu reizvoll, bekannte Figuren auf diese Weise neu zu interpretieren. Vor geraumer Zeit (ja, ich sitze immer noch auf der Insel und habe immer noch meinen Pile of Shame vor mir) erschien bei Panini Comics ein Band, eine in sich geschlossene Mini-Serie, in welcher der Frage nachgegangen wird, was wohl passiert wäre, hätte sich ein nur allzu bekannter, schwarzer Symbiont außerirdischen Ursprungs nicht mit Eddie Brock verbunden. What If …? Venom soll daher unser Thema hier und jetzt sein.
Nun ja. Auch ohne dieses „What If …?“-Label ist der Ansatz, den Venom-Symbionten mit anderen, bekannten Figuren aus Marvels reichhaltigem Portfolio zu verschmelzen, nicht neu. Ich erinnere mich noch dunkel an einen ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit erschienenen Band, Extreme Venomverse oder so ähnlich, in dem in Kurzgeschichten ebenfalls ein fast identisches Grundszenario entworfen wurde. Der Unterschied hier liegt im Wesentlichen darin, dass wir es hier mit einer kompletten, abgeschlossenen Mini-Serie zu tun haben, in der weitere Figuren mit dem Symbionten in Kontakt kommen, die bisher womöglich noch nicht in den Genuss (?) gekommen sind.
Den Auftakt macht Jennifer Walters, a. k. a. She-Hulk, die den Symbionten aufliest, unmittelbar nachdem sich dieser eigentlich mit Eddie Brock hätte verbinden sollen. Es folgt eine wilde Tour de Force, bei der auch Wolverine, Loki und Dr. Strange mit Venom in Kontakt kommen. Auch der Moon Knight nebst aller drei menschlichen Persönlichkeiten, die sich hier zur Abwechslung auch mal ins Gesicht schauen können, gibt sich hier sein Stelldichein.
Das ganze Konstrukt, das aus der Feder von Jeremy Holt stammt, ist weder übermäßig spannend noch sonderlich unterhaltsam. Nach Logik braucht man hier vermutlich ohnehin nicht zu fragen. Dass die Vermengung von Venom hier über den Umfang einer Kurzgeschichte hinausgeht, ist freilich ein Bonus. Dass die Story dafür aber etwas wirr ist und ziemlich übers Knie gebrochen wirkt, hingegen ein Malus. Wer sich zu den großen Venom-Fans zählt, hat hier möglicherweise mehr Spaß als andere. Meines Erachtens ist das erzählte Werk eher mittelprächtig, auch wenn ich zugeben muss, dass Dr. Strange, Wolverine, Moon Knight und She-Hulk ein interessantes Team abgeben.
Die für die Bilder verantwortlichen Diogenes Neves, Jesús Hervás sowie Manuel Garcia machen einen guten Job. Teilweise ist das schon recht stimmungsvoll, was dort in den Panels passiert, dennoch verpasst der Band auch hier den Einzug in die erste Bundesliga. Mir kommt gerade der Vergleich zu B-Movies in den Sinn. Die haben auch ihre Fans und somit ihre Berechtigung. So ist es wohl auch mit What If …? Venom. Ein B-Comic, irgendwie. Geringer(er künstlerischer) Anspruch, wird aber dennoch Fans finden. Es ihnen gegönnt, den Lesenden wie den Schaffenden.

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