Lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis die Tage richtig grau und oll werden. Der Herbst ist in Teilen schon dabei, seine leuchtenden Farben zu verlieren und sich mit Wind und Regen, gerne auch in Kombination, zu präsentieren. Will sagen: Es naht die Zeit, in der man es sich lieber mit einem warmen Getränk und unter der Lieblingsdecke auf dem Sofa gemütlich macht, anstatt einen Fuß vor die Türe zu setzen. Aber! Noch ist es nicht so weit, noch tragen die Bäume bunt gefärbte Blätter und noch muss man nicht zwingend die dickste Jacke anplünnen, wenn man ausgedehnte Runden in diesem „Draußen“, von dem verschiedentlich die Rede ist, drehen möchte. Und weil wir die vermutlich letzten schönen Tage ebenfalls nutzen wollten, haben wir kürzlich einen weiteren Wandertag im Harz zurückgelegt.

Kurze Rückblende. Unseren ersten Wandertag in Norddeutschlands höchstem Gebirge unternahmen Nicole und ich im Juni dieses Jahres. Vorangegangen war die Teilnahme am ULTRA-WALK in Magdeburg, einem 30 Kilometer langen Marsch rund um die Ottostadt, welcher von der sogenannten Firmenstaffel veranstaltet wird. Und was für den einstigen Sportmuffel der Einstieg war in eine Welt, die mancherorts das Etikett „Extremwandern“ angetackert bekommt. Unser erster Ausflug ins Grün war zudem auch die Vorbereitung auf meinen allerersten Mammutmarsch: 42 Kilometer bei Nacht durch Hamburg latschen. Inzwischen haben wir diverse weitere Marsch- bzw. Wanderpläne auf dem Zettel stehen. Mehr dazu, wenn es spruchreif ist. Heute ist mein Thema der zweite Wandertag im Harz, den wir auch dazu nutzen wollten, unser Stempelheft der Harzer Wandernadel mit dem ein oder anderen zusätzlichen Stempelchen zu befüllen. Nicole hatte dafür erneut via Komoot eine Route geplant. Rund 30 Kilometer, bis zu 900 Höhenmeter und eine geschätzte Dauer von gut und gerne achteinhalb Stunden. So der Plan. Na dann – pack ma’s!
Ich sag mal so: An einem Samstag um kurz nach 5 Uhr aufstehen, damit man um kurz nach 7 Uhr im Zug von Magdeburg in Richtung Thale sitzt – das muss man schon auch wollen. Wir wollten.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es schon irgendwie ganz nett ist, durch den Harz zu wandern, ehe die Spätaufsteher und normalen Ausflügler das Gebiet erreichen. Zumal wir als Startpunkt dieses Mal eben Thale auserkoren hatten, was dank Hexentanzplatz oder der Bodetal Therme ohnehin ein beliebtes Ausflugsziel ist. Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch im Harz sind wir dieses Mal, wie erwähnt, mit der Bahn hingedüst, da wir beide neuerdings im Besitz eines Deutschlandtickets sind. Und auch wenn bei der Bahn oft vieles nicht so funktioniert, wie man sich das wünschen oder vorstellen würde – die Hin- und Rückfahrt war problemlos und geschmeidig. Und gerade auf dem Rückweg waren wir sehr froh, dass wir uns nicht auch noch um den Straßenverkehr Gedanken machen mussten. Einigermaßen groggy waren wir nach dieser Tour nämlich durchaus.

Die Route, die Ihr auch via Komoot nachvollziehen könnt, brachte es mit sich, dass wir am Ende mit 9 neuen Stempelchen in unserem Heft nach Hause gekommen sind. Und das, ohne dass wir dafür größere Umwege hätten in Kauf nehmen müssen. Der Weg führte uns eine ganze Weile an der Bode entlang, erneut teilweise durch wirklich sehr schmale Wanderpfade, die bei einem Fehltritt im schlechtesten Fall einen Sturz in sicher 30 Meter Tiefe bedeutet hätten, sowie auch über und unter entwurzelte Bäume.

Gerade in den dichtwaldigen Abschnitten unserer Wanderungen herrschte dank der diesigen Lichtstimmung und des stets leichten Nebels eine ganz eigene, ganz mystische Atmosphäre. Es fiel wirklich nicht schwer zu verstehen, warum der Harz als Inspiration für so manche Legende diente. Das Blattwerk der Bäume leuchtete dennoch ganz kräftig, die gelegentlich unsere Wege kreuzenden Feuersalamander ergänzten das Farbenspiel. Und die wunderbar frische Luft trug ebenfalls sehr zu dieser gelungenen Wanderung bei.

Am Ende zeigte die Strava App 31,32 gelaufene Kilometer bei einer reinen Gehzeit von 7:39 Minuten und 875 Höhenmetern. Also in etwa so, wie mit Komoot geplant. Was einem diese App aber nicht zeigt, sind die vielen Eindrücke, die man unterwegs sammelt. Die vielen kleinen Momente, an denen man sich erfreuen kann und die einen denken lassen: Life is good.

Zum Beispiel, wenn man direkt am Ufer der Bode, inmitten des Unterholzes, die erste Brotzeit des Tages genießt. Durch eine Höhle kraxelt, um einen Aussichtspunkt zu erreichen. Oder, irgendwo auf des Berges Höhe, den Blick über das Thale im Tale schweifen lässt. Weinschorle aus Wander-Weingläsern aus Plastik inklusive.

Diese kleinen, aber feinen Momente sind es, die eine Wanderung im Harz zu einem Erlebnis machen. Und auch, wenn wir bei dieser Tour neun weitere Stempel – acht reguläre und einen Sonderstempel – eingesammelt haben: In unseren Heftchen ist noch jede Menge Platz. Wir hören den Harz schon wieder rufen. Wird die nächste Tour eine Winterwanderung? Sehr gut möglich.
